Karl-Marx-Allee und Hansaviertel als Gegenstände des politischen Systemwettstreits in Rundfunk- und Fernsehsendungen
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Abstract
Die Wiederaufbauprojekte der Berliner Karl-Marx-Allee und des Hansaviertels dokumentieren die charakteristische Entwurfssprache zweier sich bekämpfender politischer Lager. Entsprechend divergierend war auch ihre Rezeption in den damaligen Medien.' Die Analyse der West-Berliner Rundfunk- und Fernsehsendungen sowie die der DDR zeigen deutlich die politische Instrumentalisierung der jeweiligen städtebaulichen und architektonischen Leistungen. In kaum einer westdeutschen Berichterstattung über das Hansaviertel fehlten die Begriffe ‚Freiheit' und ,wiedervereinigtes Deutschland', wohingegen die ostdeutschen Kommentare zur Stalinallee den ,Frieden' und die ,Völkerfreundschaft beschworen. Ein besonderer Faktor des Wiederaufbaus der Hauptstadt' der am 7. Oktober 1949 gegründeten DDR war die Einbeziehung der Bevölkerung in die Wiederaufbauaktivitäten. Wenn man die Berichte in der Aktuellen Kamera, der staatlichen Nachrichtensendung der DDR, und weiterer Fernsehsendungen und Wochenschauen der DDR' zum Topos Stalinallee durchforstet, so finden sich immer wieder Szenen mit Menschen, die Ruinenschutt abtragen. Zwei Plakate dokumentieren deutlich die Wiederaufbauideologien der beiden Hemisphären. In West-Berlin wird für das ,European Recovery Program' (ERP, Marshallplan) geworben. In der Hauptstadt der DDR ruft der Berliner Magistrat im Rahmen des ,Nationalen Auf-bauprogramms' (NAP) dazu auf, sich an den Auf-räumarbeiten zu beteiligen. […]